Morgengespräch

Mangott: „Je länger der Gaza-Konflikt, desto besser für Russland“

Osteuropa-Experte Gerhard Mangott bewertete im Morgengespräch den Zusammenhang der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen.

Die Lage in der Ukraine ist weiter angespannt. Einige Gebiete werden wieder von russischen Truppen eingenommen. Dabei sah es zeitweise danach aus, als wären Vermittlungen möglich- im Moment sieht es gar nicht danach aus. Laut dem Russland-Experten Gerhard Mangott hat Russlands Regierungschef nach knapp zwei Jahren seine Kriegsziele nicht erreicht.

Mangott plädiert für eine Waffenruhe in der Ukraine. Der Westen solle diplomatisch darauf drängen, sagte er im Morgengespräch auf Rai Südtirol. Die ukrainische Sommeroffensive sei im Wesentlichen gescheitert. Auch diplomatische Fortschritte gebe es kaum. Der Westen werde immer stärker gespalten, sagte Mangott. Zudem lenke der Krieg in Gaza die Aufmerksamkeit weg von der Ukraine. 

“Ressourcenkonkurrenz zwischen der Ukraine und Israel“

“Für die diplomatischen Bemühungen bedeutet das relativ wenig. Was aber zu beobachten ist, ist die sogenannten Ressourcenkonkurrenz zwischen der Ukraine und Israel“, erklärt Mangott. „Konkurrenz um finanzielle Hilfe, Konkurrenz vor allem um militärische Hilfe, und deswegen kann man sagen: Je länger der Krieg im Nahen Osten dauert, umso besser ist das für Russland. Wobei ich damit nicht sagen will, dass Russland hinter der Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober gestanden ist. Das wäre falsch.“

Sollte der Krieg in Gaza lange dauern, würde das der Ukraine somit darüberhinaus Waffenlieferungen vorenthalten, weil der Westen Israel unterstützt, sagte Mangott.

Sechs bewaffnete Konflikte weltweit

Der Krieg in der Ukraine begann mit dem russischen Angriff vor einem Jahr und neun Monaten. Ein Ende ist nicht in Sicht. Seit Oktober ist der Krieg in Gaza hinzugekommen. Das sind nicht die einzigen bewaffneten Konflikte, es gibt vier weitere Kriegsgebiete: Äthiopien, Jemen, Sudan, Myanmar. Sechs Kriege, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Auf den zweiten Blick aber doch laut dem Russlandexperten und Professor an der Uni Innsbruck, Gerhard Mangott 

Daniela Prugger bedauert Nachlassen der Berichte

Die Ukraine-Berichterstatterin Daniela Prugger bedauert die nachlassende Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine wegen des Gaza-Konflikts. Medienschaffende dürften nicht mit weniger Berichten auf die Überforderung der Mediennutzer reagieren. 

Klassische Medien müssen laut Prugger neue Kanäle als Brücke für gut recherchierte Berichte stärker nutzen. Außerdem müssten sich Inhalte der Berichte ändern, betont Prugger: “Wir müssen weg vom Raketenzählen. Der Krieg geht uns alle was an. Nicht nur wegen der Flüchtlinge, auch wegen der Wirtschaft, deshalb sollten die Medien künftig mehr anhand von Schicksalen erzählen.“