Morgengespräch

Mangott: "Der Ukraine geht die Munition aus"

Laut dem Russland-Experten Gerhard Mangott gerät die Ukraine nach zwei Jahren Krieg immer mehr unter Druck. Die EU kann nicht genug helfen.

Schon in den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2022 ist klar, dass Russland die Ukraine angreifen würde. Am Vorabend baten die russischen Separatisten in den ukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk Russland um Hilfe. Um 4 Uhr morgens unserer Zeit hatte sich der Sicherheitsrat getroffen, um über die offenbar bevorstehende Invasion zu beraten. Eine halbe Stunde später bestätigen sich die Befürchtungen. Russlands Präsident Wladimir Putin hielt in der Zwischenzeit im russischen Fernsehen eine Ansprache. Um 5 Uhr informierten die Nachrichten über erste Explosionen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. 

Genau zwei Jahre dauert jetzt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine an. Auch wenn westliche Länder die Ukraine unterstützen, Sanktionen gegen Russland verhängt und ausgeweitet wurden und immer wieder von diplomatischen Bemühungen die Rede war, ist kein Ende des Krieges in Sicht.

Laut dem renommierten Russlandexperten Gerhard Mangott gerät die Ukraine nach zwei Jahren Krieg wegen fehlender Artilleriemunition zunehmend unter Druck. Russland könne täglich acht Mal mehr Munition einsetzen als die Ukraine, sagte Mangott im Morgengespräch auf Rai Südtirol. 

"Solange dieser Mangel an Munition besteht, ist es für die russische Armee möglich, weiter vorzustoßen, und für die Ukraine schwierig, neue Verteidigungslinien aufzubauen, damit dieser Vorstoß nicht zu tief in bisher von der Ukraine kontrolliertes Gebiet ausfällt", sagte Mangott. "Aber es ist nicht abzusehen, wann es einen Nachschub an Munition geben könnte. Die EU hat der Ukraine sehr viel versprochen, kann das aber nicht einhalten, weil die eigenen Rüstungskapazitäten zu schwach sind."

Zusätzlich zum Mangel an Waffen und Munition fehle der ukrainischen Armee auch das Personal. Aufgrund der Unterlegenheit hegt Mangott Zweifel, ob die Ukraine die Frontlinie halten könne. 

Noch halten beide Kriegsparteien an einem Sieg auf dem Schlachtfeld fest und sind nicht zu Gesprächen über eine Waffenruhe bereit. Daher seien alle bisherigen Bemühungen den Krieg auf diplomatischem Weg zu beenden gescheitert, sagte Gerhard Mangott, Professor für Politikwissenschaft und Russland Experte, zu Rai Südtirol.