Digitale Medien

Rechte besetzen mit TikTok Themen: Sind Medien ohnmächtig?

TikTok erreicht ein junges Millionenpublikum. Rechte Parteien nutzen diese Plattform. Traditionelle Medien können gegensteuern.

TikTok steht wie keine andere App für kurze schnelle Videos auf dem Handy. Sie zieht vor allem junge Menschen an. Und sie ist immer mehr ein Kanal für rechte und ultrarechte Botschaften. 
Es ist Landtagswoche in Südtirol und auf den Landtagsbänken sitzen seit dem vergangenen Herbst viele neue Gesichter. Viele von ihnen verdanken ihren Einzug in den Südtiroler Landtag auch einer starken Präsenz auf den sozialen Medien wie Instagram, YouTube oder TikTok. 

Erst vor kurzem machte die Südtiroler Freiheit das noch einmal zum Thema und verwies darauf, dass sie allein auf TikTok über 25.000 Follower habe und dass diese Zahlen hinter ihrem Wahlerfolg stehen. 

Die Rechten und TikTok 

Der Erfolg rechter und rechtsextremer Parteien auf TikTok hängt laut Politikberater und Blogger Martin Fuchs damit zusammen, dass Rechtspopulisten das größte Angebot an kurzen und schnellen Videos machen. Dabei werde eine direkte und ungefilterte Echtheit von Botschaften suggeriert, wie Fuchs im Morgengespräch auf Rai Südtirol sagte. 

"Das ist natürlich die Strategie, die viele Rechtspopulisten und Rechtsextreme seit vielen Jahren in Europa fahren: Sie besetzen schnell digitale Räume, die neu entstehen, weil das immer die Möglichkeit ist, eine Art Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Gegenüber den klassischen Medien, die einen journalistischen Standard oder einen Qualitätsstandard haben, haben sie dort direkte Kanäle, über die sie Bürgerinnen und Bürger erreichen können und deshalb sind sie immer schnell dabei, wenn etwas grad Trend wird, und etwas neu wird."

Die Strategie der klassischen Medien 

Gegen diese einseitigen Informationen können klassische Medien laut Fuchs etwas ausrichten. TikTok ist nur eine Informationsquelle. „Wir leben aber in pluralen Gesellschaften mit gutem Journalismus in Europa. Die Einordnung, das Kuratieren und auch die Bewertung von Informationen ist ganz entscheidend in demokratischen Gesellschaften. Junge Menschen sind oft verunsichert. Da kommen die klassischen Medien ins Spiel. Sie müssten sich die Inhalte genau anschauen, analysieren und einordnen. Diese Leistung müsste der klassische Journalismus bringen. Dann erhält er Relevanz in der jungen Zielgruppe.“

Neue Jugendarbeit

Wie könnten Jugendliche aus einer Blase geholt werden, in die sie sich begeben haben, wenn sie fast ausschließlich einen Kanal nutzen? Das könnte laut Fuchs erreicht werden mit TikTok-Streetworkern. „Es braucht nicht nur Jugendclubs in der Stadt. Wir sollten auch digitale Jugendclubs haben. Dort sollte Aufklärung stattfinden, Reflexion, sollten valide Information präsentiert werden. Es bräuchte also neue Konzepte der aufsuchenden Jugendarbeit.“

Fuchs hat als Strategieberater für Fraktionen im Europäischen Parlament in Brüssel und für Bundestagsparteien in Berlin gearbeitet. Er schreibt für "DIE ZEIT" und die "Neue Zürcher Zeitung" über digitale Kommunikation. Als Wahlbeobachter hat Martin Fuchs auch die jüngsten Wahlkämpfe in Deutschland und Europa analysiert.