Familie hilft in dritter Generation: "Die Sprache der Nächstenliebe versteht jeder"

Den Ärmsten der Armen helfen - das macht eine Familie aus Welschnofen bereits in dritter Generation. Wir haben sie besucht.

Wenn Mutter und Tochter die Fotos aus Kalkutta anschauen, würden sie am liebsten gleich wieder nach Indien fahren - aus Überzeugung und Dankbarkeit. "Ich fühle mich durch unsere wunderschöne Heimat, durch Gesundheit und Beruf, durch sauberes Trinkwasser, durch all die Freiheiten, die wir haben, reich beschenkt", erzählt Margarethe Neulichedl. "Das macht mich dankbar, verpflichtet mich aber auch, jenen Menschen etwas zurückzugeben, denen es nicht so gut geht."

Helfen in dritter Generation

Seit mehr als 20 Jahren hilft Margarethe Neulichedl in Indien in einem Sterbehaus in Kalkutta - wie schon ihr Vater, und seit sieben Jahren ist auch ihre Tochter mit dabei. In Kalkutta leben eine Million Menschen auf der Straße. Für die Menschen dort habe sich die Lage zuletzt nur verschlechtert, berichtet Neulichedl. Es gebe immer mehr Schmutz, die Menschen lebten neben Müllhalden und zwischen Bahngleisen. 

Im Sterbehaus von Mutter Teresa werden sie gepflegt, sie erhalten Essen. "Als Kind hat mich das immer sehr fasziniert, dass meine Mutter und mein Opa im Sterbehaus von Mutter Teresa Menschen geholfen haben", sagt Tochter Anna Näckler. "Mir war klar: Das will ich auch irgendwann machen."

Urlaub, Überstunden und Freizeit für Hilfseinsatz

Margarethe Neulichedl ist Krankenschwester, sie opfert für ihre Hilfstätigkeit ihre Freizeit, nimmt dafür unbezahlten Wartestand, Urlaub oder gleicht ihre Überstunden aus. Ihr Vater Karl hat es vorgemacht, er ist mittlerweile verstorben, seine Tochter sagt über ihn: "Die Hilfseinsätze waren die Erfüllung in seinem Leben. Er sagte: Die glücklichste Zeit habe ich in Kalkutta verbracht." 

Lehren aus Kalkutta

Die Armen von Kalkutta besitzen nichts und haben doch vieles, sie leben in Dankbarkeit und Fröhlichkeit. "Sie klammern sich nicht ans Leben", erzählt Neulichedl. "Sie sterben ganz leicht. Das hat mich sehr beeindruckt." Ihre Tochter Anna sagt, die Sprache der Nächstenliebe verstehe jeder. Und: "Man kann Nächstenliebe nicht nur in Indien leben, sondern auch in Südtirol."