Wolfsmanagement

Mit Gummigeschossen Wölfe verjagen

Seit heute darf man in Südtirol Wölfe vergrämen: Mit Gummigeschossen oder Ähnlichem. Die Bauern halten von dieser Maßnahme wenig. Was steht im jährlichen Wolfsbericht zum Wolf und zu Schafsrissen? Ein Überblick

Mit Gummigeschossen Wölfe verjagen
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In Südtirol darf man seit Montag, 1. August dem Wolf Angst und Schrecken einjagen: mit Gummigeschossen, Licht- und Schallquellen. Man nennt dies Vergrämung. Ermöglicht wird dies durch ein Dekret des Landeshauptmanns. Die Bauern geht dies nicht weit genug. Sie fordern weiterhin den Abschuss von Problemwölfen. "Die Vergrämung sei völlig nutzlos", sagt etwa Wilhelm Innerhofer von der Organisation Zukunft Landwirtschaft. "Da müsste man ja nachts auf Wölfe lauern." Innerhofer, der eine Alm in Ahornach im Pustertal betreibt, sagt weiter: "Wölfe sind sehr intelligent, die lernen schnell, ich denke die lernen sogar schneller als Politiker."

Was steht im offiziellen Wolfsbericht?

Der Wolf ist europaweit auf dem Vormarsch. Das Amt für Jagd und Fischerei erstellt jährlich einen Wolfsbericht. Der letzte offizielle Bericht bezieht sich auf das Jahr 2020. Demnach gab es in Südtirol 171 Meldungen zu Wölfen. Das zuständige Amt geht diesen nach, überprüft die Quellen und lässt auch genetische Untersuchungen durchführen. Damit kann die Herkunft und die Verwandschaft mit bereits bekannten Wölfen zumindest teilweise erfasst werden. Das Amt für Jagd und Fischerei kam zum Schluss, dass es landesweit mindestens 30 Wölfe gab. Diese Zahl gibt das Amt auf seiner Interneteite auch für 2021 an. Damit ist die offzielle Mindestzahl seit vier Jahren in etwa gleichbleibend.

Wölfe: Deutschnonsberg, Mendelkamm, Ulten, Dolomiten

Die Wölfe traten 2021 in vier Gegenden gehäuft auf: am Deutschnonsberg, am Menedelkamm, im hinteren Ultental und in den Dolomiten an der Provinzgrenze zum Trentino und zu Belluno. Weitere Zonen des landes gelten als "Wandergebiete" des Wolfs. Im Jahr 2020 wurde besonders im Gebiet zwischen Gadertal, Gröden und Villnöss sowie im Ultental Wölfe gesichtet. Das widerspiegelt sich auch bei Schafsrissen. 57 der 96 amtlich dokumentierten Schafsrisse wurden in diesen Gebieten verzeichnet.

Schafsrisse. 54.200 Euro Schadenersatz für die Bauern

Ab dem Jahr 2017 hat die Zahl der Risse von Nutztieren durch Wölfe zugenommen, wie eine Grafik aus dem Wolfsbericht 2020 zeigt. Gersissen wurden fast ausnahmslos Schafe. Allerdings nahm die Zahl nicht kontinuierlich zu. 2020 waren es weniger als 2019. Der entstandene Schaden wird den Bauern zu 100% ersetzt. Im Jahr 2020 wurden 27.533 Euro ausbezahlt, 2021 hingegen 54.200 Euro. Wie viele Schafe es 2021 waren, geht aus den Statistiken nicht hervor.



 

Heuer mehr Schafsrisse als je zuvor

Der Wolfsbericht 2021 liegt zwar noch nicht vor, dafür dokumentiert das Amt für Jagd und Fischerei online die Wolfsmeldungen Monat für Monat zum heurigen Jahr. Von Jänner bis Juli gab es 110 Meldungen zu Wölfen, dokumentiert etwa durch Fotofallen oder Spuren im Schnee. Das sind hochgerechnet etwas mehr als in den Jahren davor. Die Schafsrisse allerdings haben zugenommen. 106 sind in diesem Jahr bereits dokumentiert, also mehr als in den gesamten Jahren 2019 oder 2020. Übrigens: Laut Auskunft von Tierärzten verenden in Südtirol jährlich etwa 2.000 Schafe durch Blitze, Absturz oder Krankheiten. 

Und was ist mit Herdenschutz?

So alt wie der Konflikt zwischen Schaf und Wolf ist auch die Methode, das bedrohte Kleinvieh mit Hilfe von Hunden zu schützen. Dazu gehören auch Hirten und Herdenschutzzäune. 2020 hat das Land die Finanzierung von Herdenschutzzäumen von 70 auf 100 Prozent erhöht. Sechs Beitragsgesuche gingen 2020 ein. Kostenpunkt : 56.000 Euro. Darüber hinaus wurde auf Initiative von Landesrat Arnold Schuler auf neun weiteren Almen ein Pilotprojekt für einen Herdenschutzzaun gestartet.

mk