Investitionen

Olympia 2026: Ein Geldtopf und gefährliche Gelüste

Was tun, wenn das organisierte Verbrechen auch an den Olympia-Geldern mitnaschen will? Genau vor solchen Gefahren wurde auf einer Veranstaltung in Antholz hingewiesen.

Olympia 2026: Ein Geldtopf und gefährliche Gelüste
Biathlon-antholz.it / Taferner Christian
Viel Geld, das in den kommenden drei Jahren ausgegeben werden muss. Und mit dem die olympischen Winterspiele 2026 umgesetzt werden sollen. Solche Millionen-Beträge werden in den kommenden Jahren auch in Südtirol ausgegeben. Etwa für Straßenbauprojekte, den Bauten beim Biathlonstadion in Antholz oder die Bahntrasse der Riggertalschleife.

Was aber tun, wenn das organisierte Verbrechen auch mitverdienen will? Dieser Frage ist Michele Mosca bei einer Informationsveranstaltung in Rasen Antholz nachgegangen. Ins Leben gerufen hat diese Veranstaltung die Antimafia-Vereinigung Libera. Sie hält solche Informationsveranstaltungen in diesen Wochen an allen Schauplätzen der Winterspiele von 20206 ab, eben auch in Antholz.

Mit organisiert wurde der Informationsabend vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz, dem Heimatpflegeverband sowie der Plattform Pro Pustertal sowie dem Umweltring Pustertal, der Initiativgruppe Olang-Rasen Antholz und den beiden Alpenvereinen Cai und AVS.

In einem vollen Saal im Kulturzentrum in Oberrasen wurde dann Klartext gesprochen darüber.

Die Mafia und ihre finanziellen Interessen

Michele Mosca ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität „Federico II.“ in Neapel. Als solcher hat er sich in vielen Studien dem Phänomen des organisierten Verbrechens gewidmet. Vor allem aber geht es aktuell um die Frage: Wie schafft man es das organisierte Verbrechen bei den großen Bauprojekten für die olympischen Winterspiele fernzuhalten? „Dafür braucht es in erster Linie eine informierte und sensibilisierte Öffentlichkeit“, sagt Professor Mosca, „das Interesse und die Gefahr des organsierten Verbrechens bei großen Bauprojekten mit vielen Millionen Euro mitzuwirken, ist immer da.“

„Südtirol ist in diesem Fall gut aufgestellt. Aber aus den jüngsten Berichten der Antimafia-Behörde geht auch hervor, dass es hierzulande Versuche der Mafia gibt, Fuß zu fassen. Deshalb ist es notwendig besonders wachsam zu sein.“

Michele Mosca, Professor für Wirtschaftspolitik

Mosca weiß aus anderen Regionen zu berichten, wie schwierig es ist, das organisierte Verbrechen zurückzudrängen. Und hier komme es vor allem auf eine Gemeinschaft darauf an, die aufgeklärt ist und bewusst die Gefahren erkennt.

Bedenken der Heimatpflegeer

Eben jene Aufklärung will vor allem der Heimatpflegeverband Südtirol vorantreiben. Darauf legt auch die Vorsitzende Claudia Plaikner großen Wert. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagt sie, „doch eines ist auch klar: Es muss geklärt werden, wie das Geld investiert wird und was mit diesen Investitionen nach den Spielen passieren wird.“ Plaikner wird auch nicht müde zu betonen, dass sie als Heimatpflegerin immer schon gegen die Teilnahme an den olympischen Winterspielen war.

„Olympia darf trotz der großen Faszination nicht über alles gehen. Es muss um die Natur gehen und um die Frage, wie das Geld investiert wird.“

Claudia Plaikner, Vorsitzende des Heimatpflegeverbandes

Als Vermarktungsplattform brauche Südtirol diese olympischen Spiele nicht. Auch nicht, um noch mehr Werbung zu bekommen. „Denn“, sagt Plaikner, „es gibt bereits ein Überangebot und deshalb sehen wir solche Großveranstaltungen kritisch.“

Kritik der Cipra

Neben den Heimatpflegern sehen auch die Umweltverbände die olympischen Winterspiele in den Alpen kritisch. So war auch die Co-Präsidentin der Alpenschutzkonvention Cipra-International, Bianca Elzenbaumer, bei der Abendveranstaltung in Oberrasen dabei. Sie sagt: „Olympische Winterspiele in de Alpen sind weder sozial noch ökologisch vertretbar.“ Deshalb könne Cipra nur ein Gegner dieser Großveranstaltung sein. „Es sei klar, dass die Alpen zu schützen sind, eben weil es sich im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen um ein besonders  wichtiges Biodiversitätsreservoir handelt.“

„Es war ein wichtiger Abend. Die Menschen im Tal wollen wissen, wo und wie investiert wird. Und was vor allem dann nach den Spielen passieren wird.“

Bianca Elzenbaumer, Cipra-International

 
Kleines Detail am Rande: Die Veranstaltung fand in einem vollbesetzen Kulturzentrum statt. Viele Teilnehmer waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Oberrasen gekommen oder gar mit den Langlaufskiern. Denn ein Ziel war es auch zu zeigen, ob und wie schwierig es ist, von einem Olympia-Austragungsort in den anderen zu kommen. Im speziellen Fall: Von Cortina nach Antholz.
 
hase