Villnöß

Den Bauern reicht es jetzt

Nach 90 Schafsrissen durch Wölfe kam es zum vorzeitigen Almabtrieb. Aber im Tal wartet der Goldschakal.

Den Bauern reicht es jetzt
Facebook/Südtiroler Landwirt

Eineinhalb Monate früher als geplant haben die Villnösser Bauern gestern ihre Schafe von den Almen geholt. Der Grund: Wölfe haben allein auf der Kofelwiese in diesem Sommer bereits 30 Tiere gerissen. Mehrere Kilometer Zaun konnten die Tiere nicht schützen.

Keine Alternative in Sicht

"Herdenschutzhunde einsetzen ist auch keine Alternative," sagt Jungbauer Lukas Portner: "Da oben geht ein Wanderweg durch und Schutzhunde verteidigen die Herde auch vor Wanderern und deren Hunden." Und während im Tal herunten den Schafen bereits der Goldschakal droht, wird auch auf der Alm keine Ruhe einkehren.

Jetzt werden die Wölfe auf das Rindvieh losgehen.
                                     Manuel Messner, Bauernbund-Ortsobmann

Am Montag wollen die Bauern deshalb Landeshauptmann Arno Kompatscher ihre Not schildern.

Spagnolli zeigt Verständnis ...

Der Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei, Luigi Spagnolli, zeigt Verständnis für die Entscheidung der Villnösser Bauern. Der Abtrieb der Schafe sei nachvollziehbar, weil sich die aktuelle Form der Nutztierhaltung in Südtirol mit dem zunehmenden Wolfsbestand nicht mehr verträgt.

... und übt Kritik

Gleichzeitig kritisiert Spagnolli, dass bei den traditionellen Herdenschutzmaßnahmen in der Vergangenheit in Südtirol viel zu wenig experimentiert wurde: "Wir haben sehr viele Kleinbesitzer bei den Nutztieren. Sie müssen sich einigen, um einen Hirten zu ernennen. Das ist absolut nicht so leicht."

Es ist leichter, zu sagen: Ich halte meine Tiere nicht mehr, weil es keinen Sinn hat.
                                                                                                 Luigi Spagnolli


Der Amtsdirektor fährt fort: "Das ist total verständlich. Man kann alles machen. Alles ist legitim. Nur muss man damit rechnen, dass auch in Zukunft immer wieder Wölfe unterwegs sein werden." 

Das Problem Goldschakal

Laut Spagnolli ist hingegen das Vorkommen des Goldschakals in Villnöß ein isoliert zu betrachtender Fall. Hier gebe es wohl ein Rudel, in ganz Südtirol aber nur einige Dutzend Tiere. Zudem stünden Goldschakale in der Nahrungskette auf der Ebene von Füchsen und seien deshalb keine wirkliche Gefahr für ausgewachsene Schafe.